1994 Tauchurlaub auf San Andres in der Karibik
Hier liegt die kleine Insel San Adres
SAN ANDRES MAL VON DER ANDEREN SEITE!
oder: Ein Hürdenlauf mal "ANDRES"
Angeregt von den schönen farbigen Bildern und den ach ja so geschickten Umschreibungen in den Reiseprospekten, und nicht
zuletzt auch stark beeinflußt durch die Schilderung in der * Tauchen Nr. 5 Mai 93 haben wir, d.h. meine Frau und ich, uns auf
das Taucherziel für Nov. '94 auf San Andres einigen können. Auch unsere Arbeitgeber konnten wir überzeugen, daß die
eigentliche Urlaubserholung erst bei mindestens drei Wochen einsetzt.
Jetzt hieß es noch Informationen sammeln, damit man nicht allzu unbedarft in eine Insel tritt und sich hinterher sagen lassen
muß: "Das hättet Ihr doch wissen müssen." Also haben wir im Sommer damit angefangen, Faxverbindung mit einigen Tauchbasen und
Hotels aufzunehmen. Das hat auch ganz gut geklappt. Die Antworten kamen in ca. 1-2 Wochen. Ein Video sollte uns zusätzlich auf
unser jetzt schon nicht mehr so unbekanntes Tauchziel einstim-men.
So geplant, sollte es eigentlich keine Schwierigkeiten geben, um die wichtigsten Wochen im Jahr zu verbringen. Doch erstens
kommt es anders und zweitens als man plant.
Die erste Hürde, die es zu überwinden galt, war, dass es keinen Zubringer gab, der uns vom Raum Frankfurt nach der Startbahn
in Düsseldorf bringen konnte. Aber wir sind ja flexibel. Da war doch bei einem Reiseveranstalter die Möglichkeit: Sleep und
Fly! oder so. Ja richtig. Anreise mit dem eigenen Auto, Übernachtung im Hotel, Parkplatz in der Hoteltiefgarage für 14 Tage,
die Verlängerungswoche DM 30.-, Doppelzimmer mit Frühstück und das alles nicht viel teurer als die Anreise mit der Bahn. Dazu
kommt noch die Möglichkeit der Gepäckabfertigung und des Einscheckens am Abend zuvor: Das heißt kein Stress am Reisetag in aller
Frühe, was dann eine Woche später als geplant auch prima geklappt hat.
Die zweite Hürde war die, dass zu unserem geplanten Reisetermin halt Messe in Düsseldorf und kein Zimmer mehr im Hotel frei war.
Aber wir sind ja flexibel, fahren wir eben eine Woche später. Das Reisebüro hilft uns bei der Umbuchung.
Und nun beginnt die Zeit des ungeduldigen Wartens auf den Donnerstag, den 10. November.---
Die Koffer sind gepackt. 30 kg Tauchgepäck sind kostenfrei, 20 kg für die Klamotten, das macht kein Problem; also ist der sonst
stattfindende Krach, den wir sonst beim Packen kriegen, gestrichen.
Es ist Donnerstag, der letzte Arbeitstag ist angebrochen, die letzten Sachen auf dem
Schreibtisch werden noch erledigt, liebe Kollegen bla, bla, bla und tschüß! Einer wünscht noch: "Gute Reise!"
-Hat der vielleicht schon was gewußt?-
Die Fahrt nach Düsseldorf ist kein Problem. Der Flughafen ist einfach zu finden. Am Nachtschalter empfängt uns ein freundlicher
Mitarbeiter der LTU. Die Möglichkeit, das Fluggepäck schon am Vorabend abzugeben und für den morgendlichen Flug einzuschecken,
ist eine angenehme Einrichtung. Dadurch ist die Hektik am Abflugstag gemildert.
Die Flugstrecke geht von Düsseldorf über Bangor -im Nordosten der Vereinigten Staaten, 1 bis 2 Std. Unterbrechung, direkt nach
San Andres. Beim Anflug haben wir einen wunderschönen Blick auf die Insel. Alles sieht so aus wie im Prospekt. Blaues Meer,
Steilküste im Westen, Sandstrände auf der Ostseite, Palmen über Palmen, dann im Norden die Hauptstadt und der Flughafen. Die
Triebwerke brüllen noch einmal auf, um den Flieger auf der relativ kurzen Start-/Landebahn abzubremsen. Kurz darauf ist die
Parkposition erreicht.
Als wir den ersten Schritt auf die Gangway machen, schlägt uns das feuchtwarme Klima entgegen. Das wird uns ab jetzt drei
Wochen lang begleiten. Eine gerade startende Maschine hüllt die Neuankömmlinge in eine Staubwolke, bevor man uns in deutscher
Sprache willkommen heißt. Danach erfolgen die Einreiseformalitäten, und dann nimmt die "konstruktive Hektik" der
Reiseveranstalter Ihren Lauf.
Ohne das entsprechende farbige "Bapperl" kein Taxitransfer zu dem Hotel, denn der Fahrer fährt uns nicht zum "COCO PLUMB"sondern
nach ORANGE, der Farbe des "Bapperls". So muß es eben sein. Verstanden? Nein? ich auch nicht. Also denn mal los.
Die Hürde bis zum Hotel Coco Plumb überwinden wir mit fünf Personen und dem entsprechenden Gepäck schweißgebadet. Aber dann
schlägt die Wirklichkeit erbarmungslos zu.
Eine nächste Hürde:
Wir hatten ein Apartment gebucht, aber was wir nicht finden konnten war unser Schlafzimmer.
Die Frage, wo unser Schlafzimmer sei, stieß bei der Rezeption auf Verwunderung, aber nach einer halben Stunde war auch diese Hürde
genommen. Das Problem der verschlossenen Schlafzimmertür wurde von einem findigen Mitarbeiter des Hotel gelöst. Er stieg kurzerhand über
den Balkon des Nachbarapartments ein, um unsere Balkontür aufzubrechen und die Schlafzimmertür von innen zu öffnen. Damit war
die eine nächste Hürde aufgestellt, die Balkontür war jetzt nicht mehr zu verschließen. So wie die Eingangstür. Nur
die war durch den starken Regen eine Woche zuvor um ca. 5mm in der Breite gewachsen. Aber das sollte noch nicht alles sein. In diesem Apartment
reihte sich Hürde an Hürde:
o Die Toilettenspühlung versagte schon vor der ersten Benutzung dem abfließenden Wasser den Weg.
o Der Duschvorhang so kurz, dass sich hier das Wasser nach allen Seiten seinen Weg suchen konnte.
o Die daumengroßen Kakerlaken hatten wir allerdings schon zuvor mit der chemischen Keule erledigt, so dass sie nicht qualvoll
ertrinken mußten. Aber die Schlacht gaben sie nicht auf, wie wir am nächsten Tag feststellen mußten.
o Und dann war da noch die Gardinenstange, die beim Versuch, den Vorhang zuzuziehen, herunterfiel.
o Der Stuhl, dessen Sitzfläche angebrochen war.
o Die fehlenden Bedienungsknöpfe an der Klimaanlage und am Ventilator.
o Die fehlenden Abdeckungen an den Steckdosen
o Das versiffte Waschbecken
o Die Moderstellen an den Decke der Zimmer
o Der Modergeruch überall bis zu den Löchern in der Bettwäsche.
Und das sollte eine Hotelanlage sein mit 2 1/2 Sternen. Um diese Hürden alle zu nehmen, bedarf es aber der Hilfe einer kompetenten
Reiseleitung mit großer Durchsetzungskraft. Mit unserer stark getrübten Stimmung haben wir uns dann in die allgemeine Stimmung der anderen
neu angekommenen Touristen eingereiht. Nach drei Tagen durften wir dann allerdings umziehen in ein Doppelzimmer im Neubau. Die Differenz Apartment zu
Doppelzimmer wurde auf mein Drängen und das der kompetenten Reiseleitung aber dann doch noch sofort erstattet (bar Cash auf Kralle). Damit war wieder
eine der Hürden genommen.
"Lustig" fanden wir es dann an den folgenden Urlaubstagen, wenn neue Gäste ankamen. Ist einer sofort wieder an die Rezeption, dann hatte er sicher unser
Appartment abbekommen und beschwerte sich darüber :-))
Blick zur Badeinsel
Hotelstrand
Sonnenuntergang
Meerblick
Auf der Badeinsel
lecker Muschelsuppe?
DAS TAUCHEN? Gott sei Dank keine Hürde!!!:
Die Sache mit dem Tauchen allerdings war dann wider Erwarten hürdenfrei. Vielleicht lag es daran, daß die Tauchbasis nicht im gleichen
Hotel war. Edgar mit seinem Tauchguide haben Ihre Arbeit gut gemacht. Tauchen vom Feinsten. Die Basis im Campo de Caribe holt die Taucher
mit dem Pickup am Hotel ab. In unserem Fall war das allerdings nicht nötig, das Tauchboot lag nur ca. 100m von unserem Hotel entfernt.
Angefahren wurden Tauchplätze rund um die Insel. Tauchgänge bis zu 40m waren möglich. Je nach der Zusammen-setzung der Teilnehmer und nach
der Wetterlage wurden die Plätze ausgewählt. Sicherheit war erstes Gebot. Aufgrund der Anfahrtswege waren meist Doppeltauchgänge geplant,
mit Aufenthalt in schönen Buchten oder auf Sandbänken mit der Möglichkeit zum Schnorcheln in den Oberflächenpausen. Die Tauchgruppen waren
selten größer als vier plus Tauchguide. Selbst als ich an zwei Tagen der einzige Teilnehmer war, wurde ich nicht abgewiesen. Unser
Käp'ten, der Herrscher über zwei mal 60 Pferde, war immer hilfsbereit und mit dem Boot zur Stelle, wenn wir auftauchten. Man hatte stehts
das Gefühl, dass es nicht nur uns sondern ihnen auch Spaß gemacht hat. Deshalb hier nochmals vielen Dank für die vielen schönen
Tauchgänge, die uns alle Hürden vergessen ließen.
VIBUFI = Viele bunte Fische
Der Hürdenlauf geht weiter:
Aber über Wasser ging für einige der Urlauber der Hürdenlauf weiter. Ein Ausflug mit dem Flieger nach Providencia, der Nachbarinsel,
mußte nach zweimaligem Startversuch abgebrochen werden. Aus technischen Gründen wollte und wollte der Vogel halt nicht in die Luft.
Besser so als umgekehrt! Dafür aber , eine Woche später, klappte der Hinflug zwar, doch der Rückflug konnte wegen starker Regenfälle auf
Andres nicht angetreten werden. Blieb da dann allerdings die Frage der Übernachtung und wer trägt die Kosten. Aber das konnte geregelt
werden. Nur für einen Fluggast begann nach der Landung am nächsten Morgen der Hürdenlauf mit der Zeit. Wollte er doch am gleichen Morgen
nach Hause. Das hieß:
o 9:00 Landung auf San Andres,
o 9:30 zurück zum Hotel,
o 10:00 Koffer gepackt,
o 10:30 mit dem Taxi zurück zum Flughafen, Zollkontrolle, Einschecken,
o 11:00 Take Off. Geschafft, puhh!!!.
Der Hürdenlauf ist noch nicht zu Ende:
Ach, und dann war da ja noch die Hürde mit dem Bootsausflug nach Cayo Bolivar. Der seit einigen Tagen starke Wind, der den schönste
Strand der Insel (übrigens unser Hotelstrand) mehr und mehr mit abgerissenem Seegras und Plastikbecher überhäufte, sollte die Höhe
der nächsten Hürde bestimmen. Das eine Boot für die Überfahrt hatte es vorgezogen nicht auszulaufen, das andere wollte es wagen.
Doch nach der Hälfte der Strecke, nachdem sich die meisten der Ausflügler das Frühstück noch einmal hatten durch den Kopf gehen lassen,
wurde das Angebot umzukehren angenommen. Doch in ruhigere Gewässer zurückgekehrt und mehr und mehr Farbe im Gesicht gewinnend, fühlte man
sich so stark, dass die Frage der Rückerstattung des Fahrpreises immer lautstärker die Runde machte. Schließlich hatte man das Ziel
ja nicht erreicht Oder?!!
Und so stand plötzlich das Ende des Urlaubs vor uns. Wenn da nicht wieder am nächsten Montag der Arbeitsalltag gewesen wäre, hätten wir
gerne noch ein paar Hürden genommen, abgesehen von der letzten. Wo es nach dem Kofferpacken im Hotel anschließend am Flughafen
bei der Zollkontrolle alles wieder auspacken hieß. Ja, man nimmt es hier sehr ernst mit der Kontrolle. Ist es doch nicht weit zum
Festland und den Drogen. Die Kontrollen müssen halt sein, verstehe ich ja. Aber angenehm ist es gerade nicht, wenn vor aller Augen der
Koffer durchpflügt wird.
Conch-Muscheln
da kann keiner NEIN sagen
Fazit:
San Andres ist eine Insel, wo der Tourismus noch im Aufbau ist. Es klappt zwar noch nicht so alles, wie man es in anderen Ländern erwarten
kann. Doch man ist bemüht, den Gast zufriedenzustellen. Doch täuscht es nicht hinweg, dass Umweltbewustsein ein Fremdwort zu sein scheint.
Man hat zwar eine Müllverbrennungsanlage und eine Müllabfuhr, doch wie das eine zum anderen kommt, ist noch ein Rätsel. Man läßt das,
was man nicht mehr braucht, lieber dort wo es ist. Es wird schon Gras darüber wachsen. So auch leider bei den Urlaubern beobachtet. Es muß
sich da wohl um eine ansteckende Gewohnheit handeln. So mußten wir auch mit ansehen, dass eine der "großen" Tauchbasen aus der Hauptstadt
bei einer Mittagspause nach der Motordurchsicht das Benzin zur Reinigung als Emulsion, vermischt mit Spülmittel und Wasser, in einer Bucht neben
dem Restaurant "entsorgte". Das muß wirklich nicht sein. Eine solche Hürde könnte für den Tourismus einmal so groß werden, dass sie
unüberwindlich wird. Und dann die Insel, auch wenn Sie noch so klein ist, einfach hochheben, die Palmen nach der anderen Seite durchdrücken,
umdrehen, neue Hürden aufstellen und so tun, als wäre alles wieder in Ordnung, ob das so geht?
Ohne die rosarote Taucherbrille life erlebt und verfaßt.
* PS.: Diese Eindrücke wurden der Zeitschrift Tauchen, als Nachtrag angeboten, die aber "dankend" mit den Worten angelehnte: "Was wollen Sie denn? Das Tauchen hat
doch geklappt, oder?"
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